24.06.2019: Interpellation «Ökologische Bewirtschaftung von Gärten»
In der Gemeinde Köniz bestehen zahlreiche Gärten, zusammengezählt eine beachtliche Fläche. Nicht selten ist ein Grossteil des Gartens mit Rasen bedeckt. Längst nicht immer aufgrund konkreter Nutzungsbedürfnisse, sondern auch wegen bestimmter ästhetischer Vorstellungen (Rasenteppich, englischer Garten) oder einfach, weil es so üblich ist, werden der Rasen und anderes Gewächs immer wieder kurzgeschnitten. So entstehen, ähnlich wie zuweilen in der Landwirtschaft, auch im Gartenbereich Monokulturen, die in Bezug auf die Biodiversität nur durch Steingärten unterboten werden, welche in diesem Zusammenhang leider als Nonkulturen bezeichnet werden müssen.
Für die Bewirtschaftung der Gärten mit dem Ziel einer einheitlichen, kurzen Grasbedeckung und rechtwinkliger Gewächsvolumina wird beträchtlicher Aufwand betrieben. Von aussen betrachtet wirkt dies manchmal grotesk, etwa wenn eigens Gärtnereiunternehmen aufgeboten werden, die mit einem hochmotorisierten Maschinenpark anrücken, um Grashalme, Blumenstiele, Zweige und Hecken in die Schranken zu weisen. Besonders im Sommerhalbjahr ist dies aufgrund der grossen Lärmemissionen ein Ärgernis für die Bewohner/-innen von Gartenstadt-Quartieren. Vor allem aber ist es ein Problem für die Biodiversität, denn in der Bewirtschaftung von Gärten liegt Potenzial für deren Stärkung. Dabei gilt oft «weniger ist mehr», z. B.:
- Mit dem Verzicht auf einen Kurzschnitt (d. h. mindestens 10 cm stehen lassen) und den Einsatz von Rasenmährobotern und sog. Fadenmähern werden weniger Insekten und andere kleine Tiere getötet.
- Wenn Altholz- und Laubhaufen liegen gelassen werden, finden Igel darin Unterschlupf.
- Blumenwiesen weisen in der Regel eine grössere Artenvielfalt auf als Rasen, insbesondere, wenn man sie nicht mehrmals pro Jahr mäht, sondern zulässt, dass die Pflanzen wachsen.
- Ohne den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden gedeihen mehr Pflanzen und können mehr Tierarten den Garten als Lebensraum nützen.
Der Gemeinderat ist gebeten, folgende Fragen zu beantworten:
- Teilt der Gemeinderat die Ansicht, dass in der Bewirtschaftung von (Privat-)Gärten ein Potenzial für die Stärkung der Biodiversität liegt?
- Besteht aus Sicht des Gemeinderats ein gewisser gesellschaftlicher Erwartungsdruck, Gärten ordentlich zu pflegen und sie in Entsprechung mit den oben beschriebenen ästhetischen Idealen zu bringen?
- Welche Unterstützung bietet die Gemeinde Köniz Personen, die den Bewuchs ihres Gartens nur selten zurückschneiden, dann aber grössere Mengen an Schnittmaterial entsorgen oder verwerten müssen?
- Wie nimmt der Gemeinderat bei der Bewirtschaftung der Gärten im Gemeindebesitz (Liegenschaften, Schulhäuser etc.) auf die Biodiversität Rücksicht?
- Verfügt die Gemeinde Köniz über ein Merkblatt für Hausbesitzende, mit dem für den Zusammenhang zwischen Gartenbewirtschaftung und Biodiversität sensibilisiert wird? Wenn nein, ist der Gemeinderat bereit, ein solches zu erstellen und dieses bspw. zusammen mit den Informationen über das Lichtraumprofil von Strassen und Wegen(1) zu verteilen?
- Sieht der Gemeinderat weitere Möglichkeiten, mit einfachen Mitteln das Biodiversitätspotential auszuschöpfen, welches in der Bewirtschaftung von Gärten liegt, z. B. mit einem Ideenwettbewerb, durch Bekanntmachung von Aktionen wie Mission B(2) oder mit Anregungen aus dem Projekt «Natur findet Stadt»(3)?
(1) Vgl. https://www.koeniz.ch/wohnen/verkehr/baeume-und-straeucher.page/216.
(2) Vgl. https://missionb.ch/.
(3) Vgl. http://www.naturfindetstadt.ch/de.
Titel: Ökologische Bewirtschaftung von Gärten
Art des Vorstosses: Überparteiliche Interpellation (Grünliberale, BDP)
Erstunterzeichner: Casimir von Arx
Weitere Unterzeichnende (12): Sandra Röthlisberger (glp), Roland Akeret (glp), Andreas Lanz (glp), Beat Biedermann (glp), Matthias Müller (EVP), Christina Aebischer (Grüne), Dominique Bühler (Grüne), Iris Widmer (Grüne), Elena Ackermann (Junge Grüne), Katja Niederhauser (EVP), Lucas Brönnimann (jglp), David Müller (Junge Grüne)
Status der Bearbeitung:
- 11.11.2019: Das Parlament diskutiert die Interpellation (Protokoll der Parlamentssitzung, S. 550 ff.). Das Geschäft ist erledigt.
- 21.08.2019: Der Gemeinderat verabschiedet seine Antwort zuhanden des Parlaments (Antwort des Gemeinderats).
- 24.06.2019: Die Interpellation ist eingereicht (Originaldokument, S. 7 f.). Der Gemeinderat bereitet eine Antwort zuhanden des Parlaments vor.
- Hinweis: Falls obige Direktlinks nicht mehr funktionieren, bitte direkt auf der Seite des Gemeindeparlaments unter www.koeniz.ch suchen (der Vorstoss trägt in der Systematik des Gemeindeparlaments die Geschäftsnummer «V1923»).